Beschwerdebild

Band­scheiben­vorfall

Anzeichen

  • Da ein Bandscheibenvorfall mit, aber genauso ohne Schmerzen auftreten kann ist er häufig nicht eindeutig zu identifizieren
  • Plötzlich auftretende Schmerzen
  • Taubheitsgefühle und Lähmungen
  • Verspannungen und Unbeweglichkeit bei Halswirbelbandscheibenvorfall
  • Ziehender Schmerz von Gesäß bis Brust bei Lendenwirbelbandscheibenvorfall
  • Unbedingt einen Arzt zurate ziehen!

Ursachen

  • Überlastung, Fehlbelastung
  • schwache Rückenmuskulatur
  • Fehlstatik der Wirbelsäule  (Rundrücken, Skoliose, Beckenschiefstand)
  • Übergewicht
  • Störung der Sensomotorik

Beschreibung

Die Bandscheibe bildet den Puffer zwischen unseren Wirbelkörpern in der Wirbelsäule. Außen besteht sie aus einem Ring aus Faserknorpel, der einen inneren Gallertkern umschließt. Wenn es nun zum Durchbrechen des Faserrings auf Grund eines verrutschten Gallertkerns kommt, spricht man von einem Bandscheibenvorfall. Dabei tritt die Gallertmasse aus und drückt auf die umliegenden Nerven, was Schmerzen hervorrufen kann.

Erfahrungen der letzten Jahre zeigten, dass die Bedeutung der Bandscheibe als Ursache für den Rückenschmerz überschätzt wurde. So fällt in der Praxis regelmäßig auf, dass es Patienten gibt, die massive degenerative Veränderungen der Bandscheiben oder auch einen deutlichen Bandscheibenvorfall haben und über keinerlei Beschwerden klagen. Andererseits gibt es Patienten, die unter ständigen Rückenbeschwerden leiden und trotz intensiver fachärztlicher, schulmedizinischer Diagnostik keine Ursache für die Beschwerden gefunden werden konnte.

Ausschluss Funktioneller Störungen

Hier muss zuerst nach funktionellen Ursachen d.h. Störungen unserer Haltungs- und Bewegungssteuerung geforscht und andererseits eine Insuffizienz der tiefen Rückenmuskulatur ausgeschlossen werden. Wissenschaftliche Studien in den 80iger Jahren in den USA zeigten, dass 80% der Patienten, die über Rückenbeschwerden klagten, eine Schwäche der tiefen Rückenmuskulatur aufwiesen.

Auch bei regelmäßiger Sportausübung oder Fitnesstraining kann es zu Rückenbeschwerden kommen. Dies ist besonders bei den Körper einseitig belastenden sportlichen Betätigungen oder bei einseitigem Krafttraining der Fall. Auch zu häufiges Krafttraining oder zu hohe Gewichte können Rückenbeschwerden auslösen.

Rückenbeschwerden aus innerer Ursache

Rückenbeschwerden können aber auch von Störungen der inneren Organe z.B. der Gallenblase, des Magens, des Darmes oder der Eierstöcke/Gebärmutter herrühren.

Körperhaltung auch Ausdruck unserer psychischen Verfassung

Doch auch zu hohe psychische Belastung wie z.B. beruflicher oder privater Stress, hohe Verantwortung, ständiger Termindruck oder Schicksalsschläge in der Familie können zu einer erhöhten muskulären Anspannung und damit zu Verspannungen und Rückenbeschwerden führen.Als Wirbelsäulenspezialisten schlagen wir unseren Patienten im Fall eines Bandscheibenvorfalles immer eine ganzheitliche Diagnostik und Therapie vor. Uns ist es wichtig, alle Ursachen zu kennen, bevor wir weitere therapeutische Maßnahmen ergreifen.

Wann ist eine Bandscheibenoperation notwendig?

Die Indikation zu einer Band­scheiben­operation wird sehr unter­schiedlich interpretiert. Von der Aussage 80% der in Deutschland durch­geführten Operationen sind überflüssig bis zu einer regel­mäßigen offensiven Operations­empfehlung reicht hier die Spanne. Nicht zuletzt auch der wirtschaftliche Druck unter dem die Kliniken und damit die verant­wortlichen Ärzte stehen, wird als Ursache für den starken Anstieg z.B. der Versteifungs­operationen an der Wirbel­säule angesehen. Für uns ist eine Operation an der Band­scheibe nur dann indiziert, wenn es zu Nerven­ausfällen gekommen ist und eine kurz­fristige intensivst durch­geführte konservative Therapie zu keiner Befund- und Beschwerde­besserung geführt hat. Und dies ist nur in den wenigsten Fällen der Fall. Schließlich sollte man wissen, dass Studien zufolge ca. jeder Dritte an der Band­scheibe operierte Patient Beschwerden durch die Band­scheiben­operation bekommt und manchmal auch nochmals operiert werden muß.

Und dann sind da noch die orthopädischen Chirurgen, die ihrem Patienten, dessen Bandscheibenvorfall sie minimal-invasiv zweifelsfrei entfernt haben oder dessen Wirbelgleiten sie stabil verblockt haben, hilflos gegenüberstehen, weil er immer noch über dieselben Rückenbeschwerden wie vor der Operation klagt.

Mögliche Ursachen hierfür haben wir im unter "Rücken­schmerzen allgemein" für Sie zusammen­gefasst. Aufgabe auch des vorwiegend chirurgisch Tätigen sollte es immer sein, nicht nur das Organ allein, sondern den ganzen Menschen zu betrachten, was leider mit fort­schreitender Technisierung der Medizin zunehmend seltener wird.